Die fremde Mutter
Sophienlust, wie alles begann 14 – Familienroman
Buchbeschreibung
Wir lernen die Geschichte kennen, die einmal dazu führen wird, dass es, viele Jahre später, zur Gründung von 'Sophienlust' kommen wird.
Der Weg dahin schildert eine ergreifende, spannende Familiengeschichte, die sich immer wieder, wenn keiner damit rechnet, dramatisch zuspitzt und dann wieder die schönste Harmonie der Welt ausstrahlt. Das Elternhaus Montand ist markant – hier liegen die Wurzeln für das spätere Kinderheim, aber das kann zu diesem frühen Zeitpunkt noch keiner ahnen.
Eine wundervolle Vorgeschichte, die die Herzen aller Sophienlust-Fans höherschlagen lässt.
Den ganzen Nachmittag über zogen bereits dicke dunkle Wolken über den Frühsommerhimmel. Der Wetterbericht warnte seit dem Morgen vor Gewittern und Regenfällen. Jetzt kam auch noch heftiger Wind auf, der die prächtigen Linden an der Bushaltestelle kräftig schüttelte. Das kleine Mädchen schaute sich ängstlich um, dann kauerte es sich auf die Bank und zog die Knie an, die es mit den Armen fest umklammerte. Menschen liefen an dem Kind vorbei, doch keiner kümmerte sich um das einsame Mädchen. Dann hielt der Bus, der vom Bahnhof kam. Mehrere Leute stiegen aus und hasteten davon. Eine junge Frau, bildschön mit langem schwarzen Haar, das sie im Nacken mit einem blauen Band zusammengebunden hatte, stieg ebenfalls aus. Es war Denise Montand, die um diese Zeit immer von der Schule kam. Sie war noch ganz gefangen von den Proben zu dem Ballett 'Peter Pan', in dem sie die zarte Fee Tinkerbell tanzte. Ihr Lehrer war sehr zufrieden mit ihr gewesen. Plötzlich schoss der erste Gewitterblitz wie ein glühender Pfeil über den Himmel. Fast augenblicklich folgte ein ohrenbetäubender Donner. Sie hatte das Gefühl, als würde die Welt in diesem Augenblick in zwei Teile gespalten. Wie angewurzelt blieb sie stehen. Eigentlich hatte sie nach Hause laufen wollen, doch in Anbetracht des beginnenden Gewitters erschien ihr das doch etwas leichtsinnig, zumal auch schon die ersten Regentropfen fielen. Ihr Blick fiel auf das Mädchen, das fast aussah, als sei es mit der Bank zusammengewachsen. Denise seufzte leise, dann setzte sie sich neben das Kind. "Hast du auch so eine Angst wie ich? ", fragte sie etwas lauter als nötig, weil der Sturm ihr die Worte von den Lippen riss.