In früheren Jahren hatte Thomas dem Naturalismus durchaus nahegestanden, sich jedoch persönlich bereits weit davon entfernt, als er im Jahr 1912 eine Rezension des Romans ›Der Kampf der weißen und der roten Rose‹ von Georg Hirschfeld verfasste – davon zeugt nicht zuletzt sein ›Felix Krull‹, an dem er zu dieser Zeit arbeitete. Hirschfeld hatte zu den Schülern Gerhart Hauptmanns gehört, sich jedoch nie als erfolgreicher Schriftsteller durchsetzen können; vermutlich wollte Mann ihm deshalb Unterstützung zukommen lassen. Dies zeigt sich nicht nur darin, dass er dem Roman überhaupt eine Rezension widmete – der am 22. Juli 1912 im Morgenblatt der Münchner Neuesten Nachrichten abgedruckte Artikel war sogar seine einzige längere essayistische Arbeit in diesem Jahr. Auch in seiner nachsichtigen Betrachtung der Mängel und Schwächen, welche Hirschfelds Werk zweifellos aufweist, zeigt sich Mann hier ausnehmend milde.