Es reicht doch, wenn nur einer stirbt
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«Das ist ein Ultimatum», sagte Plaggenmeyer. «Ich gebe Ihnen drei Stunden Zeit. Wenn bis dahin der Mörder meiner Braut kein Geständnis abgelegt hat, fliegen wir alle in die Luft.»
Dreiundzwanzig Oberprimaner des Gymnasiums der Kleinstadt Bramme und ihr Lehrer starren den jungen Mann entgeistert an, der vor ihnen steht. Mit einer Pistole in der einen und einer selbstgebastelten Bombe in der anderen Hand.
Die meisten kennen ihn, weil ein Dunkelhäutiger in einem Ort wie Bramme bekannt ist wie ein bunter Hund. Und alle wissen, wovon er spricht: Von der Fahrerflucht-Affäre, die vor drei Wochen passiert ist. Bertie Plaggenmeyer hatte seine Braut am späten Abend zur Bushaltestelle begleitet. Beim Überqueren der Straße war sie von einem mit überhöhter Geschwindigkeit fahrenden Wagen erfaßt worden. Der Fahrer hatte nicht angehalten, und das Mädchen war kurz darauf ihren Verletzungen erlegen.
Nach den Aussagen, die Plaggenmeyer machen konnte, hatte die Polizei ermittelt, daß es sich entweder um den Wagen des Schrotthändlers Bleckwehl gehandelt haben muß oder um den von Dr. Carpano, Chefarzt am Kreiskrankenhaus. Beide fahren den gleichen Mercedes-Typ, und die Kennzeichen sind sehr ähnlich.
Aber dann hatte Bleckwehl ein Alibi gehabt und Carpano einen völlig unbeschädigten Wagen ... Die Untersuchung hat sich festgefahren. Die Fahndung läuft leer; damit muß man sich abfinden in solchen Fällen.
Plaggenmeyer findet sich nicht damit ab.
Plaggenmeyer, Hilfsarbeiter und unehelicher Sohn eines schwarzen US-Soldaten und einer deutschen Mutter – Plaggenmeyer hat im Laufe seines zweiundzwanzigjährigen Lebens gelernt, der Polizei, der Justiz und der Gesellschaft schlechthin zu mißtrauen. Jetzt hat er zu dem Mittel der Geiselnahme gegriffen, um sich Gerechtigkeit zu verschaffen.