Feuervögel über Gui
Buchbeschreibung
Khai und Hua leben mit ihren Eltern in dem kleinen Dorf Gui im Süden Vietnams, mitten im Dschungel. Seit kurzer Zeit haben sie eine Schule und eine Lehrerin, die abends auch ihren Eltern das Lesen, Schreiben und Rechnen beibringt. Die Lehrerin Nam weiß sogar noch mehr Geschichten als Onkel Quam.
Doch da kommen amerikanische Flugzeuge und werfen Napalmbomben auf ihr Dorf. Hua und Khai können sich in einem Geheimgang verbergen und sind die einzigen Überlebenden des Dorfes. Beiden Kindern gelingt die Flucht in den Dschungel.
Als sie einen hilflosen, schwerverletzten USA-Soldaten finden, bringen sie es nicht übers Herz, ihn allein zu lassen oder gar zu töten. Zum "Dank" werden sie gefangen genommen und gefoltert. Können sich die Kinder befreien?
Spannend, kindgerecht und ergreifend schildert Wolfgang Held in dem Buch von 1969 den Vietnamkrieg aus der Sicht des vietnamesischen Volkes. Ein interessantes Buch, das angesichts der aktuellen Weltpolitik nicht nur die Kinder zum Nachdenken anregt.
INHALT:
DER ELEFANT HAM UND DAS UNBESIEGBARE GRAS
FEUERVÖGEL ÜBER DEN HÜTTEN
DER SPRUNG ÜBER DEN MÄCHTIGEN FLUSS
SCHWARZE FRÜCHTE
AUGE IN AUGE
DIE BURG DER DONNERGÖTTER
DIE NACHT DER SCHWARZGEKLEIDETEN
DIE DREI SCHWERTER DES NGUYEN-HAN-CHUNG
LESEPROBE:
Khai schob Sprosse für Sprosse in die Löcher und kletterte aufwärts. Dicht unter dem Brunnenrand verharrte er und lauschte. Das erste, was ihm auffiel, war das Schweigen der Vögel. Er erinnerte sich nicht, jemals einen Tag erlebt zu haben, an dem die bunt gefiederten kleinen Sänger stumm geblieben waren. Dafür hörte er aus einiger Entfernung fremde, merkwürdige Geräusche. Es waren Stimmen in einer Sprache, die er nicht verstand, und eine für sein Ohr sehr seltsame, stotternde Musik. Neugierig spähte er über die Brunnenmauer. Der Anblick verschlug ihm den Atem. Die große Versammlungshütte war bis auf die Stützpfähle niedergebrannt. An manchen Stellen glomm das Holz noch, und aus den verkohlten Resten krochen hier und da dünne Qualmfäden. Einen Menschen entdeckte er nirgends. Auch die Feuervögel schwebten nicht mehr am Himmel. Vorsichtig stieg er aus dem Brunnenschacht und wandte sich in die Richtung, aus der die eigenartige Melodie kam. In jeder Sekunde zur Flucht bereit, pirschte er sich vorwärts, auch die geringste Deckung ausnutzend.
Ein Dorf namens Gui gab es nicht mehr. Keine Hütten, keine Stallungen, keine Gärten mit Teesträuchern, mit Litschibäumen voller sauersüßer, saftiger und grüner Früchte, mit Bananenstauden