Georg Büchner
Geschichte eines Genies
Buchbeschreibung
Aufsässig und melancholisch, satirisch aggressiv und romantisch verträumt, politisch gescheitert und steckbrieflich gesucht, in mindestens zwei Frauen verliebt, Naturliebhaber und eiserner Arbeiter, im französischen und schweizerischen Exil steile Karriere als Anatom, dann der schreckliche Typhustod mit 23 Jahren, gerade als das erste Berufsziel erreicht war – dieses Leben verschlägt einem den Atem. Die politische Flugschrift, deren Verfasser er war, löst eine Verfolgungs- und Verhaftungswelle aus. Er kann fliehen, fühlt sich aber schuldig, meidet fortan politische Aktionen und steckt seine Kraft in Wissenschaft und Dichtung. Er schreibt seine Dramen (Dantons Tod, Leonce und Lena, Woyzeck) und seine Erzählung (Lenz) autobiographisch und quellengestützt, das erklärt sein Tempo. Die autobiographischen Elemente wurden bisher unterschätzt. Sie bilden die wichtigste Quelle dieses Buchs. Es sucht nach dem Bedingungsgeflecht der Genialität.
Da spielt vieles mit: Büchners Herkunft aus einer großen Ärztedynastie, die aus der Angst vor Verrat und Verhaftung herrührende Klaustrophobie, eine allzu frühe Verlobung, die ihn einengte, eine geheime Liebe zu einer Unbekannten, die er ins dichterische Werk hineinversteckte, Frauen im Plural überhaupt, wissenschaftlicher Ehrgeiz und Wissenschaftssatire im Widerspruch, hohe Maßstäbe (Goethe, Shakespeare) und ein verzweifelndes Christentum. Die Kräfte, für die das Leben keinen Raum bietet, drängen ins Werk. Den Abschluß bildet eine eingehende Darstellung der dreiwöchigen Krankheit zum Tode, ausklingend in Visionen der Unsterblichkeit.