Verena – eine ungeliebte Waise
Der Arzt vom Tegernsee 26 – Arztroman
Buchbeschreibung
Dr. Baumann ist ein echter Menschenfreund, rund um die Uhr im Einsatz, immer mit einem offenen Ohr für die Nöte und Sorgen seiner Patienten, ein Arzt und Lebensretter aus Berufung, wie ihn sich jeder an Leib und Seele Erkrankte wünscht.
Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen.
Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird.
Verena Müller öffnete das Küchenfenster und starrte in den großen Garten der Villa, die etwas außerhalb Tegernsees am Abhang des Leebergs liegt. Sie fühlte einen nagenden Schmerz in sich, der sie völlig ausfüllte und ihren Körper innerlich vibrieren ließ. Die abendlichen Lichter Tegernsees vertieften diesen Schmerz noch, trotzdem brachte sie es nicht über sich, das Fenster zu schließen und endlich mit dem Abwasch zu beginnen. Sie wollte aus dem Haus laufen, durch den Garten, hinunter in die Stadt. Wie wundervoll mußte es sein, um diese Zeit am Wasser entlangzugehen, den Wind auf der Haut zu spüren und die Menschen zu beobachten, die glücklich und unbeschwert all jenen Beschäftigungen nachgingen, die ihre Tante als schamlos, verworfen und lasterhaft bezeichnete. »Sei froh, daß du nichts mit ihnen zu tun hast«, sagte ihre Tante ständig. »Von denen kannst du nichts Gutes lernen. Gott sei Dank habe ich immer ein Auge auf dich gehabt und verhindert, daß du mit ihnen zusammenkommst. Mädchen wie du brauchen eine starke Hand, um sie davon abzuhalten, geradewegs in ihr Verderben zu laufen.« Verena holte tief Luft, schloß die Fenster und wandte sich dem Spülbecken zu. Sie griff gerade nach einem der schmutzigen Teller, als sich lautlos die Küchentür öffnete. »Weshalb bist du noch nicht fertig?« fragte hinter ihr Edith Häußermann. Die junge Frau ließ vor Schreck den Teller auf die Ablage des Spülbeckens fallen. Mit einem häßlichen Geräusch schlug er auf und zerbrach in drei Teile. Entsetzt griff sie sich an den Mund. »Du dummes Ding, du!« stieß ihre Tante erregt hervor. »Nicht einmal abwaschen kann man dich lassen, ohne, daß du etwas zerbrichst.