Es kam das Glück, das ohne Reu
Leni Behrendt Bestseller 34 – Liebesroman
Buchbeschreibung
Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.
Die »gestrengen Herren« meinten es in diesem Jahr grimmig. Es war richtig kalt draußen. Hoffentlich sank die Temperatur nicht unter den Gefrierpunkt, dann wäre es um die Baumblüte, die bereits eingesetzt hatte, geschehen. »Nun holt wieder eure Pelze vor«, sagte Christian Myland zu Gattin und Tochter, mit denen er im wohlig durchwärmten Zimmer saß und sich Kaffee nebst Zubehör munden ließ. »Oft genug habe ich euch von den Eisheiligen in meiner Heimat erzählt, und nun erlebt ihr sie selbst.« Dabei dehnte der elegante Fünfziger mit den angegrauten Schläfen diskret die immer noch schlanken, elastischen Glieder. Griff zur Importe, steckte sie in Brand und legte sich mit einem behaglichen Schnaufer im Polsterstuhl zurück. Und er hatte auch allen Grund dazu, das Leben von der Perspektive der Behaglichkeit aus zu betrachten, als der Mann, der sein Schäfchen im trocknen hatte, wie man so sagt. Hatte Frau und Kind, an denen er mit jeder Faser seines Herzens hing, hatte viel Geld, eine Beschäftigung, die ihm zusagte, und wohnte in der »Allee der Reichen«, wie diese Straße in der Stadt allgemein hieß. Denn da gab es nur Villen in vornehmer Abgeschiedenheit, die sich ein gewöhnlicher Sterblicher wahrlich nicht leisten konnte. Christian Myland hatte das großzügige Haus sowie auch das Unternehmen eines Geschäftsmannes, der Konkurs gemacht hatte, in Bausch und Bogen gekauft, als er nach achtundzwanzig Jahren aus Kanada in die Heimat zurückkehrte, und zwar nach einer schweren Krankheit, welche die Ärzte dort nicht nur als körperlich, sondern auch als seelisch bedingt bezeichneten. Also gab der Holzkaufmann Myland, wie er sich schlicht nannte, seine riesigen Unternehmungen einem Ehrenmann in Pacht und suchte sich in der so schmerzlich vermißten Heimat mit seinem prall gefüllten Geldbeutel ein neues Unternehmen, weil er noch viel zu vital war, um die Hände geruhsam in den Schoß zu legen. Und was sagte die Gattin nebst Töchterlein dazu, die in Kanada geboren waren? Die sagten ganz einfach: ›Wo du hingehst, da wollen wir auch hingehen. ‹ Folgten also ohne Vorbehalt dem zärtlichen Gatten und Vater und hatten das bisher auch noch nicht eine Minute bereut. Jetzt brachte der Diener in seiner schlichten Livree die Post. Wohl griff der Hausherr danach, aber nicht sonderlich interessiert.