GO VISTA: Reiseführer Sardinien
Om bogen
Wie ein eigener kleiner Kontinent im Mittelmeer liegt Sardinien fernab der Küsten Europas und Afrikas. Von der Hektik des italienischen Festlandes weht nur in den Sommermonaten ein schwacher Hauch über das karibikblaue Meer, wenn Mailänder, Römer und andere Großstädter ihre Lieblingsinsel aufsuchen. Denn hier sind die Strände größtenteils noch unverbaut und das Wasser kristallklar. Eine bizarre, fast unberührte Bergwelt präsentieren das Gennargentu-Massiv und der Supramonte.
Der Zugang zur Unterwelt führt auf Sardinien übers Wasser. Die weitverzweigten Höhlensysteme der Grotta del Bue Marino oder der Grotta del Nettuno sind am einfachsten per Boot zu erreichen. Aber Sardinien bietet viel mehr als nur eine faszinierend abwechslungsreiche Natur. Geheimnisvoll ragen die gewaltigen Steintürme aus der längst versunkenen Nuraghen-Kultur zu Tausenden in den sardischen Himmel. Gigantengräber, Feenhäuser und Dolmen beflügeln die Fantasien aller Altersklassen.
Mit der Ankunft von Phöniziern entstanden Handelsstützpunkte wie Nora oder Tharros, deren Ausgrabungen noch heute Zeugnis eines regen Warenumsatzes ablegen. Thermen, Theater und Aquädukte erzählen von der Zeit Sardiniens als eine der Kornkammern des Römischen Reichs. Meisterwerke der romanisch-pisanischen Sakralarchitektur finden wir im Hinterland von Sassari. Wer jetzt befürchtet, Sardinien lebe in seiner Vergangenheit, der täuscht sich gewaltig. Vor allem in Alghero und den beiden Universitätsstädten Cagliari und Sassari pulsiert das moderne Leben, locken Bars, Cafés und Trattorien. Vielfältig wie Natur und Kultur zeigt sich auch die sardische Küche. Während entlang den Küsten naturgemäß Fisch und Meeresfrüchte die Speisekarte prägen, behalten im Inselinneren und im Bergland Fleisch und Gemüse die Oberhand. Samtig und schwer oder leicht und spritzig begleiten sonnenverwöhnte Weine wie Cannonau oder Vermentino die Speisen. Und wer nach so viel Schönem für Geist, Seele und Gaumen erst einmal ein Schnäpschen braucht, dem sei ein Filu ‘e Ferru empfohlen, Sardiniens Antwort auf den Grappa.