Martin beschützt seine Mutter
Sophienlust 165 – Familienroman
Om bogen
Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Alexander von Schoenecker war eben von einem Ausritt zurückgekommen. Es war noch sehr früh an diesem Herbstmorgen im September. Die ersten Sonnenstrahlen erreichten gerade die Kastanienbäume hinter dem Haus und vergoldeten das Laub.
Wie schön das aussieht, dachte der Gutsherr, der am geöffneten Fenster seines Arbeitszimmers stand. Auf dem Schreibtisch lagen drei ungeöffnete Briefe, die der Postbote an diesem Morgen gebracht hatte.
Gewaltsam riss sich Alexander von dem bezaubernden Anblick des bunten Herbstmorgens los. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und griff nach den Briefen.
Die ersten beiden Briefe enthielten Rechnungen. Wie konnte es auch anders sein, dachte Alexander seufzend und legte die Rechnungen auf einen bereits vorhandenen Stoß unbezahlter Rechnungen. Schecks schrieb er grundsätzlich nur freitags aus. Sollen sie bis morgen warten, dachte er. Das ist dann ohnehin noch prompte Bezahlung.
Der dritte Brief machte ihn neugierig. Er kam von einem alten Freund – Steffen Reichlin. Die Reichlins bewirtschafteten ein großes Gut am Bodensee, zu dem auch eine Zuckerfabrik gehörte.
Alexander öffnete den Brief und begann zu lesen. Die ersten einleitenden Sätze ließen ihn noch lächeln.
Dann wurde er plötzlich ernst und sehr nachdenklich. Als er schließlich den Briefbogen sinken ließ, war seine vorher glatte Stirn von Falten zerfurcht.
In diesem Moment betrat Denise von Schoenecker sein Zimmer. »Alexander!« Besorgt kam sie auf ihren Mann zu. Natürlich kannte sie ihn viel zu gut, um nicht zu bemerken, dass ihn etwas bedrückte.
Er reichte ihr wortlos den Brief seines Freundes.
Denise las und erschrak. »Das ist ja entsetzlich. Die arme Elisabeth.« Sie kannte Steffen und Elisabeth Reichlin genauso lange