Mittelmeersplitter
Eine Geschichte vom Liebenlernen und Sterbenwollen
Om bogen
Mit einem Menschen sieben Stunden täglich in einem Raum zu sitzen, ohne jemals von ihm angesehen zu werden, ist ein komisches Gefühl. Und derjenige, der es durchhält, tagelang niemanden anzusehen, ist ein ziemlich beängstigender Freak. Deshalb gab man Levian lieber auf und kehrte in den sicheren Schulalltag zurück. Soweit ich mich erinnern kann, war ich die Einzige, die nicht das Interesse an Levian verlor. Im Gegenteil. Alles an ihm zog mich an. [...] Das war der Moment, in dem ich hätte gehen sollen. In dem jeder normale Mensch gegangen wäre. Aber ich ging nicht. Hinter diesen eisblauen Augen und unter dieser Haut, die sich über Levians zitternde Muskeln spannte, steckte ein Junge mit einem Herz so groß wie ein Wolkenkratzer. So glaubte ich. Und wenn es mir gelang, dass er sich in mich verliebte, dann würde diese harte Hülle aus Muskeln und blauem Eis und Wut aufspringen und ein Lächeln freigeben, das mein Leben verändern würde. Wie konnte ich mir damals nur so sicher sein? Annika verliebt sich in den jähzornigen Außenseiter Levian. Trotz aller Warnsignale kommen die beiden sich immer näher. Vielleicht viel zu nahe. Doch wer das Meer wirklich liebt, muss einmal ganz hinabgetaucht sein. Denn wie kann man etwas lieben, das man immer nur von außen betrachtet, weil es eigentlich kalt und gefährlich ist?