sattgelebt
Om bogen
Wäre dem Autor nur ein Attribut erlaubt, um seine Generation zu beschreiben, so wählte er "sattgelebt"! In einen langen Frieden hineingeboren und im Wirtschaftswunder groß geworden, wärmen die milden Winter und die heißen Sommer deren alten Glieder. Der flüchtigen Freuden des Lebens müde, irrt sie zwischen dem Schielen nach Askese und dem Heischen nach Exzessen durch das Leben – stets darauf bedacht, ihren Footprint kleinzureden.
Zahllose Sachbücher belegen den Klimawandel, ohne uns in die Pflicht der Mäßigung zu nehmen. Freilich stellt sich diese Frage längst nicht mehr, nachdem das Belieben dem Zwang zu gehorchen hat. Es braucht ein neues Narrativ, um die Intuition dorthin zu geleiten, wo die Vernunft längst auf sie wartet.
In der Chaostheorie bezeichnet der Schmetterlingseffekt die Abhängigkeit von Bedingungen, bei denen geringste Abweichungen im Zustand eines Systems zu Unterschieden in späteren Stadien führen. So reiche der Flügelschlag eines Schmetterlings aus, um weit entfernt Tornados auszulösen. Gerade jetzt scheinen alle diese Schmetterlinge gleichzeitig und überall zu schwärmen, um der Doomsday Clock ihr Pendel zu rauben, denn deren Zeiger drehen sich – nunmehr völlig enthemmt – immer schneller. So ein Problem ruft den Advocatus Diaboli auf den Plan, um uns das Worst-Case-Szenario vor Augen zu führen. Als vormaliger Chief Executive ist der Autor mit den psychosozialen Wechselwirkungen bestens vertraut, weshalb er sich in Anbetracht der drohenden Apokalypse beim Schreiben auf die Dynamik der gesellschaftlichen Prozesse konzentriert.
Sein Protagonist sticht – vom Selbstmord seiner Frau traumatisiert – in See, steuert jene Brennpunkte an, an denen sich unser Umweltdebakel zu plakativen Bildern verdichtet. Auf den im Pazifik isolierten Osterinseln wird ihm schließlich bewusst, dass alles, was die Erde heute bedroht, dort längst in einem soziologischen Experiment wie in einer Petrischale stattgefunden hat – doch auch den Rapa Nui wurde am Ende ihre Welt zu klein.