"Sie müssen mit ihm reden, hat der Arzt gesagt. Hören Sie nicht auf, mit ihm zu reden. Stellen Sie sich vor, Ihre Stimme sei eine akustische Nabelschnur, die ihn mit dem Leben verbindet." Vera ist in eine Klinik gerufen worden: Zott, ihr Freund seit langem, liegt nach einem Unfall im Koma, und niemand weiß, ob er zurückkehren wird. Wie Orpheus mit seinem Gesang die Götter bewog, ihm Eurydike aus der Unterwelt freizugeben, so versucht Vera, Zott mit ihrer Stimme ins Bewußtsein zurückzuholen. Sie läßt ihre gemeinsame Zeit wieder lebendig werden, eine Geschichte, die in der Jugend beginnt und irgendwann im Erwachsenenalter eine dramatische Wende erfährt. Er, Einzelgänger und Künstler, der sich der Öffentlichkeit verweigert; sie, Journalistin, erfolgreich und ruhelos - zwei anspruchsvolle, schwierige Lebensentwürfe. Eine ganze Nacht lang sitzt Vera an Zotts Bett. Sie mahnt und schmeichelt ihm, sie flüstert, fragt und murmelt ihm ins Ohr. Sie zieht alle Register, und auch der Leser wird hineingezogen in eine dramatische, intime Geschichte aus unseren Tagen - in einen Sog, einen Lockgesang ins Leben zurück.
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