Verbrecher im Schloss!
Die junge Gräfin 19 – Adelsroman
Description of book
Sie ist jung, sie ist schön, und sie ist stolz – ihr Vater, der alte Graf und Patriarch Benno von Waldenburg, weiß genau, warum er seine Lieblingstochter dazu auserkoren hat, die Herrin auf Schloss Waldenburg zu werden. Es ist die große Überraschung, die er auf der herrlichen Feier anlässlich seines 60. Geburtstags verkündet. Sie führt zum Eklat – denn sein maßloser, ungeratener Stiefsohn Ingo denkt gar nicht daran, auf seine Ansprüche zu verzichten. Er will vor Gericht klagen. Die gräfliche Familie wird unruhige Zeiten erleben.
Die junge Gräfin ist eine Familiensaga, die ihresgleichen sucht. Die junge Gräfin ist eine weit herausragende Figur, ein überzeugender, zum Leben erwachender Charakter – einfach liebenswert.
Alexandra fuhr wie gejagt zum Schloss hinauf, von dort direkt zur Remise, wo sie ihr Auto abstellte. Dann rannte sie hinüber zu den Pferdeställen. Schon allein das Wiehern der Pferde setzte Glückshormone bei ihr frei, als sie die Stallgasse betrat. Der Geruch nach Stroh, Heu, Hafer, Pferd, der so ganz speziell war, beruhigte sie. Sie liebte alle Pferde auf Waldenburg, aber ganz speziell Ferial, und in deren Box trat sie jetzt. Zutraulich kam die braune Stute näher, schnupperte an Alexandra herum. Die legte ihre Arme um den Hals des Pferdes und presste ihr Gesicht an dessen Stirn. Ferial schnaubte leise, doch sie hielt ganz still. Sie kannte dieses Ritual und genoss es wohl ebenso wie die Besitzerin. Alexandra hatte die bedingungslose Liebe zu Pferden von ihrem Vater geerbt. Als kleines Mädchen hatte sie Stunden im Stall verbracht, hatte geholfen, die Pferde zu putzen, zu füttern, die Boxen auszumisten. Und wenn sie Probleme hatte, sei es in der Schule, mit ihren Freundinnen oder Geschwistern, hatte sie sich immer zu ihrem Lieblingspferd in die Box geflüchtet und ihm von ihrem Kummer erzählt. Damals hieß ihr Pferd White Lady, eine Schimmelstute, die schon vor langer Zeit eingeschläfert werden musste, was ihr beinahe das Herz gebrochen hätte. Jetzt war ihre Favoritin Ferial, und mit der hielt sie es auch nicht anders als früher mit Whity. Sie flüsterte Ferial ins Ohr, dass sie Joe wiedergetroffen hatte, dass Mike für immer gegangen war und dass sie besorgt war, weil sie gerade einen von Ingos Geldeintreibern vor der Auffahrt zum Schloss gesehen hatte und nun nichts Gutes ahnte. Ferial stand erstaunlich lange still da, doch dann begann sie mit den Hufen zu scharren, und dann machte sie sich aus Alexandras Umarmung frei und schnupperte an deren Jackentasche. Trotz ihres ganzen Elends musste Alexandra lachen. »Kluges Pferd«, rief sie, »ich labere dich zu, und du erwartest jetzt natürlich eine Belohnung. Hast du auch verdient, warte, ich hole dir einen Apfel und ein paar Möhren aus der Futterkammer.«