Die Berichterstatterin wahrt gern ein wenig Distanz. Erst der plötzliche Tod eines Fotojournalisten verlangt ihr eine intimere Rückschau ab. Sie durchforstet ihre Erinnerung, rekapituliert die gemeinsamen Taten. Ganz klar ist sein Tod ein Mord. Nur wer profitiert davon? Und will sie dieses Gelände wirklich betreten?
Karla Böhm fischt im Netz ihres Lebens und sichtet das Inventar ihrer Bekanntschaft mit Franz alias Heiner Kugler. Sie waren mal ein gefragtes Text-und-Bild-Team. Erlebten dann den Niedergang des investigativen Qualitätsjournalismus, ohne sich korrumpieren zu lassen. Oder war das bloß Augenwischerei? Nach dem Ende des Kalten Krieges fuhren sie wissbegierig nach Moskau, stießen dort auf Muster, die sich andernorts wiederholten. Die sich immer noch wiederholen. Aber was nützt hinsehen, wenn niemand wissen will?
Doris Gercke, nüchterne und schonungslose Chronistin im Spannungsgenre, fräst sich hier durch die letzten Jahrzehnte und fängt wie nebenbei Schieflagen und Lügen ein, die bis heute unsere Wahrnehmung von West und Ost, Männern und Frauen, Sieg und Niederlage, Vergangenheit und Gegenwart färben.