Der wissenschaftliche Fortschritt wird häufig als "Kränkung" des Menschen und seiner vermeintlichen Größensucht betrachtet. Zum Ausdruck kommt dabei die Befürchtung, dass auch zentrale Bestandteile unseres Menschenbildes wie die Willensfreiheit oder das Ich/Selbstbewusstsein durch die wissenschaftliche Forschung widerlegt werden könnten.
Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass die bisherige Wissenschaftsgeschichte nicht zu einer Kränkung geführt hat, sondern zu einem besseren Verständnis zentraler menschlicher Fähigkeiten. Ähnliches gilt für die heute umstrittenen Themen Ich/Selbstbewusstsein und Willensfreiheit: Philosophische Überlegungen ebenso wie empirische Befunde sprechen dafür, dass es sich hier um natürliche Fähigkeiten handelt, die durch die Wissenschaften erklärt und nicht widerlegt werden. Zu erwarten ist daher keine Revision unseres Menschenbildes, sondern eine Verbesserung unseres Verständnisses der zentralen menschlichen Fähigkeiten.