Tiermusik: Gibt es über den blinden Trieb von Hunger, Angst und Fortpflanzung hinaus eine Lust des Animalischen am eigenen Laut? Ein Lautwerden im Dienst des Ästhetischen? Hört man Oswald Wieners Feldaufnahmen der nächtlichen Klagegesänge kanadischer Schlittenhunde (Wiener baute dazu eigens einen Recorder, der auch bei extremen Außentemperaturen noch selbsttätig auf akustische Signale reagiert), dann scheinen solche Fragen nicht so abseitig gelegen, erreicht uns solcher Gesang aus der Menschenferne auch wie aus einer anderen Welt:
"Die eigentümliche Genießbarkeit dieser Musik, die sich in Wiederholungen bewährt, zwingt zu dem Schluß, daß auch für die Hunde ein abstrakteres ästhetisches Erleben im Vordergrund steht. Im Hintergrund allerdings, stets, eine ästhetisch nicht zu kompensierende Trauer. Das ist nicht Klage über die konkreten Verhältnisse, die Ketten, den Hunger - unüberhörbar ist die Schöpfung selbst angeklagt..."