In der Moderne scheint sich die Religion in dem Maße als Sinnbildnerin verabschiedet zu haben, in dem umgekehrt die wissenschaftliche, rationale Weltbetrachtung diese Aufgabe übernommen hat. Offenbar besteht zwischen beiden ein Ausschließlichkeitsverhältnis, das ein friedvoll-gleichberechtigtes Nebeneinander mehr oder weniger unmöglich macht. In diesem Band der Reihe »Philosophie und Psychologie im Dialog« analysieren Martin Klüners und Jörn Rüsen die Rolle, die Religion für das menschliche Sein und Leben spielt. Während Klüners die Religion historisch als »vorwissenschaftliche« Seelenkunde deutet und den Antagonismus von Realitäts- und Lustprinzip ursächlich für die Gegnerschaft von Vernunft und Glaube verantwortlich sieht, verortet Rüsen die Religion innerhalb des historischen Denkens. Wie die Geschichte selbst erscheint die Religion dabei als bedeutungsvoller Faktor der kulturellen Orientierung menschlicher Lebenspraxis.