Bitte, Mutter, hilf mir doch!
Sophienlust 235 – Familienroman
Description of the book
Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
»Warte, ich helfe dir!« Pünktchen lenkte zum Straßenrand und stieg vom Rad. Ein winziges Persönchen reckte sich am Gehsteig vergeblich, um den Briefkastenschlitz zu erreichen. Es war ein Mädchen von etwa drei Jahren, in einem kurzen Kleid, eine rote Kindergartentasche am Hals.
Erst als Pünktchen beim Briefkasten stand, sah sie, daß die Kleine nichts in der Hand hielt. »Hast du es doch allein geschafft?« staunte Pünktchen, während sie überlegte, wie das möglich gewesen sein sollte. Der Kasten hing viel zu hoch für dieses Persönchen.
»Nein, ich hatte keinen Brief«, antwortete das fremde Kind ernsthaft. »Ich probiere es immer, wenn ich hier vorbeikomme. Bald bin ich groß genug, um einen Brief an meine Mami zu schreiben. Und dann werfe ich ihn in diesen Kasten.«
Pünktchen war von der unbestimmten Trauer, die sich in den Worten der Kleinen ausdrückte, betroffen. »Wie heißt du denn? Weißt du, wo deine Mami jetzt ist?« erkundigte sie sich.
»Ich bin die Tina. Meine Mami ist weggereist, schon lange. Deshalb will ich ihr ja schreiben. Weißt du, Tante Eva mag mich nämlich nicht. Meine Mami muß wiederkommen.« Nun standen Tränen in Tinas ausdrucksvollen Augen. »Ich habe sie schon so lange nicht mehr gesehen.«
»Kommst du jetzt erst aus dem Kindergarten?«
»Ja, morgens bringt mich mein Vati im Auto hin. Ich bleibe bis zum Nachmittag und laufe dann allein zurück. Tante Eva sagt, daß ich groß genug bin, um allein zu gehen. Aber der Weg ist sehr weit.«
Pünktchen streichelte Tina ein wenig. »Magst du auf meinem Gepäckträger sitzen, Tina? Wenn du mir den Weg