Das Baby gibt den Ton an
Mami 1977 – Familienroman
Description of the book
Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami.
Beladen mit Tasche, Päckchen und einem überdimensionalen Blumenstrauß stieg Ruth Reuter die Stufen zu ihrer Wohnung hoch. Trotz der Last und zwei Gläschen Sekt, die sie anläßlich der Abschiedsfeier mit den Kollegen getrunken hatte, tat sie es schwungvoll, denn heute war ihr letzter Arbeitstag gewesen. Nach knapp vierzig Arbeitsjahren trat sie in den verdienten Ruhestand. Etwas umständlich suchte Ruth nach dem Schlüssel ihrer Wohnungstür. Zu ihrer Überraschung wurde von innen geöffnet. Verblüfft stand sie ihrer Tochter gegenüber. »Tessa, wie schön! Du hast daran gedacht, daß ich ab morgen nicht mehr arbeite.« Ruth ließ die Tasche fallen und umarmte die zierliche junge Frau. Jedem Beobachter wäre aufgefallen, daß die beiden die gleiche rotbraune Haarfarbe hatten. Bei Tessa war sie echt, bei Ruth sorgte ein geschickter Friseur dafür, daß die Naturfarbe erhalten blieb. Etwa den gleichen Ton hatten Ruths Augen, und Tessa hatte auch dieses Merkmal geerbt. Trotzdem waren die beiden recht verschieden. Ruth war im Lauf der Jahre rundlich geworden, trug eine Brille und Kleidung, die ihrem Alter entsprach. Tessa dagegen hatte die Figur eines superschlanken Mannequins und wirkte schon deshalb jünger, als sie es mit ihren 29 Jahren war. »Komm, nimm mir mal die Blumen ab. Den Strauß habe ich von Paul Olson, unserem Chef. Der Gute wollte mir wohl eine Freude machen, aber ich glaube, ich habe gar keine Vase für dieses Monstrum.« Ruth schob sich in die Wohnung. Auf dem Garderobentischchen setzte sie vorsichtig das Päckchen ab.