Denkwürdige Geschichtschronik der Schildbürger
Description of the book
Wer hält sich heutzutage nicht alles für klug? Jugendliche mit dem neusten Smartphone-Modell, Studenten mit mangelhaften Schreib- und Rechenkenntnissen, Pseudo-Besserwisser mit Internet-Zugang zu besonders wahren Informationen, Verschwörungspraktiker mit Spezial-Wissen über globale Machtstrukturen, populistische Politiker, die schamlos an die niederen Instinkte (wie bspw. Patriotismus) der Bürger appellieren, aber andersrum gefragt – wer hält sich selber für dumm? Kurze Zwischenfrage: Sind wir nicht alle ein bisschen Schildbürger? Diese „Schildbürger“ sind ein regionales Landes-Häuflein, deren männliche Mitglieder den höchsten Grad der Klugheit und Weisheit erlangt haben und damit einen Status, der jegliche Kritik an ihren Ansichten ausschließt. Da sich deren Ehefrauen darüber beschweren, dass ihre Männer in fremden Ländern als Ratgeber arbeiten, kehren die Schildbürger für einen Tag zurück und fassen ihren Frauen zuliebe einen interessanten Beschluss. Sie beschließen ihre Weisheit durch Nachahmen (scheinbar) närrischer Handlungen zu vertuschen, doch leider lässt sich jegliches Verhalten und jegliche noch so absurde Idee durch den Aufbau entsprechender Argumentationsstränge rechtfertigen und dadurch relativieren. So bauen sie ein fensterloses Rathaus, versuchen das Licht mit Eimern und Schüsseln einzufangen, lassen sämtliche Bücher aus anderen Ländern verbieten und kommen auf den grandiosen Gedanken, ihre Wirtschaftsbasis zu 100% auf regionale Füße zu stellen. Sie vergessen, dass man sich selber nur durch Andere und Anderes verstehen kann. Um die totale Sicherheit zu gewährleisten wird die Gesetzgebung angepasst, was dazu führt, dass alle Einwohner Schildas als Verbrecher eingestuft und von sich selbst inhaftiert werden. Nach einem kollektiven Ausbruch erreicht die kleingeistige Verherrlichung der eigenen Meinungen und Überzeugungen ihren Höhepunkt und die Schildbürger werden vom geistigen Gift des Patriotismus zum Krieg mobilisiert...