Die Sklavin Rhodopis kommt nach Ägypten und wird durch ihre Schönheit zu einer mächtigen Frau.
Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte unbarmherzig auf die unendlichen Sanddünen, als wir im Hafen von Naukratis anlegten. Ich konnte die Wärme auf meiner Haut spüren, die Sandkörner, die vom Wind verweht wurden und sich auf meinem Gesicht niederließen, und den salzigen Geschmack des Meeres, das mein Haar klebrig und meine Lippen trocken hinterlassen hatte. Doch all dies verblasste im Angesicht der fremdartigen Schönheit, die sich vor mir ausbreitete.
Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich die hohen Palmen, die üppigen Märkte und die majestätischen Bauwerke, die schon aus der Ferne von der Macht und dem Reichtum dieses Landes zeugten. Ägypten. Ein Land, das so anders war als meine thrakische Heimat. Ich war noch ein Kind gewesen, als ich meine Heimat verlassen hatte – ein Kind, das in die Sklaverei verkauft worden war. Die Erinnerungen an meine Familie und meine Heimat waren verblasst wie ein alter Traum. Jetzt war ich eine Frau, und meine Schönheit war mein einziger Besitz in dieser Welt.
