Gaslicht 17
Apostel des Teufels
Description of the book
In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert!
Cristine trat vor den Ankleidespiegel und betrachtete sich. Ein Schatten fiel auf ihr Gesicht. Sie fuhr herum und schrie vor Entsetzen auf. Am Fenster zeigte sich eine grauenhafte Gestalt, von der sie aber nicht alle Einzelheiten wahrnahm, weil sie blitzartig wieder verschwand. Das durfte nicht wahr sein. Ihre Nerven spielten ihr einen üblen Streich. Eine Fratze, wie zu sehen sie geglaubt hatte, gab es nicht in Wirklichkeit. Etwas Derartiges existierte nur in der Phantasie leicht erregbarer Naturen. Cristine holte tief Luft. Du hast dich getäuscht, sagte sie sich. Bei der Verfassung, in der du dich augenblicklich befindest, ist es kein Wunder, wenn du Teufelsfratzen siehst. Ja, die Gestalt hatte winzige Hörner besessen. In einer schaurigen Visage hatten drohende Augen gefunkelt…
Cristine Sandgren war sicher, die einsamste Bucht der ganzen Insel entdeckt zu haben. Als eingefleischte Romantikerin sah sie den Trubel auf der Piazza Umberto oder in der Blauen Grotte allenfalls als touristisches Muß an. Wirklich wohl fühlte sie sich nur, wenn sie mit ihren Gedanken allein sein konnte. Dann gestattete sie höchstens einem Märchenprinzen, ihr Gesellschaft zu leisten. Sie streckte sich auf dem Felsen aus, schloß seufzend die Augen und dachte an ihren Traummann, der leider nie erscheinen würde, um sie auf einem feurigen Hengst zu entführen.
Ach ja, die Story vom Aschenputtel gehörte längst der Vergangenheit an, und die vielen hübschen Geschichten, die ihr dänischer Landsmann Hans Christian Andersen aufgeschrieben hatte, standen ebenfalls nur auf dem Papier.
Cristine besaß fest umrissene Vorstellungen, wie ihr Prinz auszusehen hatte. Dunkelhaarig mußte er selbstverständlich sein.