Irrlicht 39 – Mystikroman
Das Geheimnis des versunkenen Kastellans
Description of the book
Der Liebesroman mit Gänsehauteffekt begeistert alle, die ein Herz für Spannung, Spuk und Liebe haben. Mystik der Extraklasse – das ist das Markenzeichen der beliebten Romanreihe Irrlicht: Werwölfe, Geisterladies, Spukschlösser, Hexen und andere unfassbare Gestalten und Erscheinungen erzeugen wohlige Schaudergefühle.
Es war so, als öffne die Erde sich vor ihnen, und die Erde zeigte sich wahrhaftig nicht von der freundlichen Seite. Da war ein dumpfes schwarzes Loch. Die Straße war anstrengend, sie erforderte volle Aufmerksamkeit und Konzentration. Dabei hätte Lena Sommer sich gern ein bißchen mehr in der Gegend umgeschaut. Aber dort drüben waren Inseln. Das müssen ja schon die Kornat-Inseln sein, sagte Lena Sommer zu sich selbst und wunderte sich. Es war ihr gar nicht bewußt geworden, daß sie schon so weit gekommen war, und nun merkte sie auch, daß sie reichlich müde war. Sie war ja fast ohne Pause durchgefahren. Regelrecht stur und verbissen war sie gefahren, und erst jetzt war es ihr, als setze ihr Denken wieder ein. Sie war ja schon fast an ihrem Urlaubsziel. Lena hatte sich vorgenommen, irgendwo zu bleiben, wo es ihr besonders gut gefiel, und aus dem Grund wollte sie sich während der Fahrt schon ein wenig umsehen. Aber das war bei dem hier herrschenden Reiseverkehr praktisch gar nicht möglich. Die Straße erforderte ihre ganze Aufmerksamkeit, denn auf der gar nicht sehr breiten Fahrbahn bewegten sich zwei endlose Autoschlangen. Dazwischen gab es hin und wieder auch mal einen Bauernkarren oder einen Esel, der gemütlich dahintrottete, zwei Tragsäcke zu beiden Seiten oder eine alte Bäuerin mit schwarzem Kleid und weißem Kopftuch auf dem Rücken. Ein solcher Verkehrsteilnehmer war es auch gerade, der mit schwingendem Hinterteil vor Lenas Kühlerhaube einherzockelte und ihr das Überholen unmöglich machte, denn das Grautier hielt sich stur in der Straßenmitte, und in der sich in der anderen Richtung bewegenden Autokette gab es keine Lücke. Die alte Frau aber, die auf dem Esel hockte, beide Beine an einer Seite herunterhängen ließ und ganz selbstvergessen an einem weißen Tuch häkelte, dachte gar nicht daran, den Esel zur Seite zu lenken. Es hätte vermutlich ohnehin nichts genutzt, denn der Esel kannte schließlich seinen Weg, und diesen ging er so wie er wollte. In der Autokette hinter Lena wurde bereits gehupt, und Lena mußte unwillkürlich lachen. Sie stellte sich vor, wie Udo jetzt reagieren würde, Udo Sterning, der stets in Eile befindliche, vielbeschäftigte Industriemanager. Er – aufgehalten durch einen Esel und dessen hochbetagte Reiterin, die an einer Wollspitze häkelte, als hätte sie von der Neuzeit überhaupt noch nichts wahrgenommen!