Keine Zeit für etwas Glück?
Der kleine Fürst 176 – Adelsroman
Description of the book
Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen.
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Baron Friedrich von Kant lag auf den Knien in seinem Büro. Die Hilfsangebote sämtlicher Familienmitglieder hatte er abgelehnt, auch Eberhard Hagedorn, dem langjährigen Butler auf Schloss Sternberg, hatte er eine Absage erteilt. »Das Aufräumen muss ich selbst erledigen, vielen Dank, dabei kann ich niemanden gebrauchen, das würde mich nur aufhalten.«
Insgeheim bereute er es längst, nicht wenigstens hier und da eine helfende Hand akzeptiert zu haben. Es war eine anstrengende, zeitraubende und auch langweilige Arbeit, dieses Ausmisten, das er schon viel zu lange vor sich her geschoben hatte. Aber wer räumte auch schon gern auf? Er jedenfalls nicht. Doch jetzt ging es nicht mehr anders, denn das Büro platzte buchstäblich aus allen Nähten, jedes Regal quoll über, nirgends war mehr ein freies Plätzchen zu finden. Natürlich hätte er einfach einen weiteren Raum als Büro belegen können, Platz gab es im Schloss ja wahrhaftig mehr als genug, doch was hätte es ihm genützt? Er hätte nur noch mehr Papiere angesammelt und gewiss keinen besseren Überblick gewonnen.
Als er unten aus einem der Aktenschränke die große Kiste zog, die sich schon seit einer halben Ewigkeit in seinem Besitz befand, die er bis jetzt jedoch nie geöffnet hatte, stieß er einen lang gezogenen Seufzer aus. Es war ihm beinahe gelungen, die Existenz dieser Kiste zu verdrängen, er hatte schon lange nicht mehr an sie gedacht. Sie enthielt alte Familiendokumente, die meisten in Sütterlin-Schrift geschrieben, die er ohnehin nicht entziffern konnte. So weit er wusste, hatte schon sein Vater die Kiste sein Leben lang ungeöffnet gelassen.